HeidelPräp! Projekt Selbstregulation
Konzept
Die Examensvorbereitung ist ein Marathon und kein Sprint. Wer diese Aussage schon einmal gehört hat, weiß spätestens nach den ersten "gelaufenen Kilometern", dass an ihr etwas Wahres dran ist. Der monatelange Weg zum Examen gestaltet sich für viele Studierende als große Herausforderung. Intensives Lernen wird zum alltäglichen Begleiter und auch das Einteilen der eigenen Kräfte wird immer wichtiger. Unter Umständen kommt man irgendwann an einen Punkt, an dem man mit den umfassenden Anforderungen nicht mehr Schritt halten kann. Wenn man sich über einen längeren Zeitraum überfordert fühlt, ist das Entstehen von chronischem Stress wahrscheinlich. Kommt ein Mangel an Erholung hinzu, sind auch Angstgedanken, Schlafprobleme oder Erschöpfungszustände keine Seltenheit. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere ExamenskandidatInnen auch in diesen Punkten aktiv unterstützen, damit sie den Marathon der Examensvorbereitung bewältigen und ein erfolgreiches Examen ablegen können.
Aus diesem Grund haben wir das Projekt Selbstregulation ins Leben gerufen, das sich seit 2017 in Forschung und Praxis mit den Möglichkeiten gelingender Selbst- und Stressregulation befasst. Schließlich ist es auf der Langstrecke eines Marathons vollkommen normal, dass es hin und wieder nicht so gut läuft. Während der Examensvorbereitung gibt es gute und schlechte Lerntage. Mal wird man den eigenen Ansprüchen und Lernzielen gerecht, ein anderes Mal hängt man hinterher. Unser Coachingangebot möchte interessierte Studierende darin unterstützen, problematisch erlebte Denk- und Verhaltensweisen nachhaltig positiv zu verändern und diese Veränderungen in den Alltag zu überführen. Dabei bieten die Coachings eine breite Palette an Strategien und Techniken, die das psychologische Rüstzeug für den erfolgreichen Umgang mit Examensstress vermitteln.
Praxis
Seit April 2019 bieten wir unser Coachingprojekt als psychologisches Unterstützungsangebot während der Examensvorbereitung an. Dieses Angebot richtet sich an Studierende, die Probleme bei ihrer Examensvorbereitung erleben und an individuellen Hilfestellungen interessiert sind. Durch ein Coaching können Lösungsperspektiven für einen erfolgreichen Umgang mit Examensstress und anderen studienbezogenen Problemen geschaffen werden.
Ein Coaching findet als vertrauliches Beratungsgespräch zwischen Student/in und Coach statt, in dem persönliche Themen konkretisiert und bearbeitet werden (z.B. Angstgedanken, Schlafprobleme, Erschöpfung). Ein typisches Coaching dauert ca. 50 min und kann bei Bedarf erneut in Anspruch genommen werden. Die Gespräche finden mit vorheriger Anmeldung statt. Schicken Sie einfach eine E-Mail an tom.reschke@jurs.uni-heidelberg.de
Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass unser Coachingangebot weiter für Sie zur Verfügung steht! Es können Telefon- oder Videogespräche vereinbart werden.
Herr Reschke ist Psychologe (Master of Science) und absolvierte zahlreiche Zusatzausbildungen im Bereich Coaching (u.a. neurosystemische Beratung, Stressmanagement, Entspannungstechniken). In seiner Rolle als Coach arbeitet Herr Reschke unabhängig und neutral.
Unser besonderer Dank gilt der Kanzlei Dürüst in Heidelberg für die finanzielle Unterstützung des Coachingprojekts.
Forschung
Ziel unserer bisherigen Forschung war es, das Potenzial verschiedener Interventionsansätze zur Bewältigung der hohen Stressbelastung von fortgeschrittenen Jurastudierenden während ihrer Examensvorbereitung zu untersuchen. Wir haben drei Einzelstudien durchgeführt, die jeweils einen unterschiedlichen theoretischen Ansatz zur Stressreduktion sowie zur Steigerung des Wohlbefindens der Studierenden verfolgt haben. Unsere Forschung leistet einen wichtigen Beitrag zur Verbesserung der Studienbedingungen während der juristischen Examensvorbereitung. Durch die untersuchten Interventionsansätze ließen sich positive Effekte auf studienbezogenes Stresserleben und studienbezogenes Wohlbefinden aufzeigen, was über die Notwendigkeit hinaus auch die Wirksamkeit von psychologischen Unterstützungsmaßnahmen unterstreicht.
Bei Studie 1 handelt es sich um eine Querschnittsstudie, die in Frontiers of Education publiziert wurde und einen settingbasierten Interventionsansatz verfolgte. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Nutzung einer Examensvilla bei Studierenden sowohl mit weniger subjektivem Stresserleben als auch mit mehr studienbezogener Zufriedenheit verbunden war. Die statistischen Analysen ergaben, dass die Nutzung der Villa zwar Stress, nicht aber Zufriedenheit vorhersagte, und zwar über wahrgenommene Anforderungen und Entscheidungsspielräume hinaus. Die wahrgenommenen Entscheidungsspielräume der Studierenden vermittelten den Zusammenhang zwischen der Nutzung der Examensvilla und den beiden Outcomes Stress und Zufriedenheit. Die Ergebnisse sprechen für das Potenzial struktureller Ressourcen zur Stressreduktion während belastender Studienphasen wie der juristischen Examensvorbereitung.
Bei Studie 2 handelt es sich um eine experimentelle Studie mit einem Prä-Post-Kontrollgruppendesign, die in Cogent Education publiziert wurde und einen individuumsbasierten Interventionsansatz verfolgte. Die Studienergebnisse zeigen, dass die Inanspruchnahme einer kurzen psychologischen Intervention zum Thema Stressbewältigung zu einer Stressreduktion und einer Wohlbefindenssteigerung bei Studierenden führte. Die statistischen Analysen ergaben in Abhängigkeit von der Zeit nach der Intervention spezifische Wirkmuster auf studienbezogenes Stresserleben und Wohlbefinden, die eine kurzfristige Wirksamkeit unterstreichen. Diese Ergebnisse sprechen für das Potenzial von psychologischen Kurzinterventionen, die zielgerichtet auf die Bedürfnisse von Studierenden eingehen, um das hohe akademische Stresserleben während der juristischen Examensvorbereitung zu adressieren.
Bei Studie 3 handelt es sich um eine Längsschnittstudie mit drei Messzeitpunkten über sieben Monate hinweg, die bei PLOS ONE publiziert wurde und einen alternativen Interventionsansatz verfolgte. Die Studienergebnisse zeigen, dass bei Studierenden die körperliche Aktivität (Sport) als Erholungsaktivität über den Verlauf der Examensvorbereitung abnahm. Die statistischen Analysen ergaben gleichwohl, dass Erholungserfahrungen den Zusammenhang zwischen körperlicher Aktivität und studienbezogenem Stresserleben sowie Wohlbefinden bei einigen Messzeitpunkten zum Teil vermittelten. Dies deutet darauf hin, dass die positiven Auswirkungen von Erholungserfahrungen im Zusammenhang mit körperlicher Aktivität mit der Zeit an Bedeutung gewannen und sich besonders positiv auf das studienbezogene Wohlbefinden auswirkten. Die Ergebnisse sprechen für das Potenzial von Erholungsaktivitäten und -erfahrungen während längerer akademischer Belastungsphasen wie der juristischen Examensvorbereitung.
Wir danken allen damaligen Studienteilnehmenden für Ihr Interesse an unserer Forschung! Diese wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und Baden-Württemberg im Rahmen der Exzellenzstrategie von Bund und Ländern gefördert. Hinsichtlich der Publikationsgebühren danken wir der Universität Heidelberg für die finanzielle Unterstützung.