Tagungen
Interdisziplinäre Fachtagung „Entgrenzte Verantwortung“ am Internationalen Wissenschaftsforum Heidelberg
Anja Seibert-Fohr, Pages 1-27
- Wandel des Verantwortungsbegriffs im Lichte der Transnationalisierung
Micha H. Werner, Pages 31-48
Markus Vogt, Pages 49-71
Julia Eckert, Pages 73-89
Gunnar Folke Schuppert, Pages 91-105
- Verantwortung in der Wirtschaft
Andreas Suchanek, Pages 109-123
Hans-Georg Petersen, Pages 125-146
Christian Neuhäuser, Pages 147-165
Hans-Werner Bierhoff, Elke Rohmann, Pages 167-183
Markus Pohlmann, Pages 185-204
- Verantwortung im Cyberraum und in den Medien
Sebastian Harnisch, Kerstin Zettl, Pages 207-240
Otfried Jarren, Pages 241-261
- Verantwortung für Technik und Umwelt
Armin Grunwald, Pages 265-283
Jessica Heesen, Pages 285-303
Jale Tosun, Julian Rossello, Pages 305-327
Die von Prof. Dr. Anja Seibert-Fohr initiierte interdisziplinäre Fachtagung beschäftigte sich mit der Wahrnehmung von Verantwortung in einer zunehmend von Entgrenzung geprägten Lebenswelt. Am Beispiel der Digitalisierung und grenzüberschreitender Zusammenarbeit diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland am 3. und 4. Mai über die Reichweite und Regulierung von Verantwortung. Die zweitägige Veranstaltung am Internationalen Wirtschaftsforum Heidelberg fand im Rahmen der Exzellenzinitiative statt und wurde aus Mittel des „Field of Focus 4“ gefördert.
Namhafte Experten unterschiedlicher Fachdisziplinen einschließlich der Philosophie, Theologie, Soziologie, Sozialanthropologie, Politischen Wissenschaft, Ökonomie und der Rechtswissenschaften nahmen als Referenten an der Tagung teil. Auf insgesamt fünf Vortragspodien befassten sie sich mit dem Wandel des Verantwortungsbegriffs im Lichte der Transnationalisierung sowie den Herausforderungen, die durch die Auflösung von Grenzen im Bereich digitaler Kommunikation, globaler Wirtschafts- und Finanzmärkte, Umwelt und Technik entstanden sind.
„Durch fortschreitende Entgrenzung, etwa im Bereich der digitalen Kommunikation, der wirtschaftlichen Zusammenarbeit oder der Forschung, entstehen neue Herausforderungen für die Regelung von Verantwortung“, erläuterte Prof. Dr. Anja Seibert-Fohr in ihrer Eröffnungsansprache. Dabei wies sie darauf hin, dass sich angesichts der zunehmenden Komplexität der zu regelnden Sachverhalte, der ihnen zugrundeliegenden Kausalitätsketten sowie der Diversifizierung der Akteure die Frage nach der Verantwortungszuschreibung neu stelle. Aus diesem Grund sei eine Neubefassung mit dem Verantwortungsbegriff ebenso unerlässlich wie eine Debatte über dessen sachgerechte Regulierung.
Daran anschließend widmete sich das erste Vortragspodium dem Wandel des Verantwortungsbegriffs im Lichte der Transnationalisierung. Die Vortragenden verwiesen auf die seinerzeit von Hans Jonas‘ „Prinzip Verantwortung“ angestoßene Renaissance des Verantwortungsbegriffs, welcher um grenzübergreifende und intergenerationelle Dimensionen erweitert wurde und diskutierten die Notwendigkeit neuer Formen der Verantwortungsverteilung im Rahmen globalisierter Sachverhalte (Prof. Dr. Micha H. Werner, Prof. Dr. Julia Eckert). Angesichts der Ausweitung des Verantwortungsbegriffs (Prof. Gunnar Folke Schuppert) befassten sich die Vortragenden im Gegenzug auch mit Fragen der Überforderung (Prof. Dr. Markus Vogt) und mit den Grenzen individueller Verantwortung.
Im Rahmen des von Prof. Dr. Jale Tosun geleiteten zweiten Panels beschäftigten sich die Referenten mit der Herausbildung von Sorgfaltspflichten im Cyberraum (Prof. Dr. Sebastian Harnisch / Kerstin Zettl) und mit der Wahrnehmung politischer Verantwortung angesichts zunehmender Informationsdichte (Prof. Dr. Irene Bertschek / David Müller).
Es folgte eine kritische Auseinandersetzung mit den Grundlagen (Prof. Dr. Andreas Suchanek) und der Reichweite von Unternehmensverantwortung in einer globalisierten Welt (Prof. Dr. Hans-Georg Petersen).
Das vierte Panel befasste sich sodann mit den Herausforderungen in der Technikethik (Prof Dr. Armin Grunwald), insbesondere in Bezug auf Big Data und Künstliche Intelligenz (PD Dr. Jessica Heesen).
Auf dem abschließenden Podium zu Verantwortung und Umwelt wurde die organisierte Umgehung von Verantwortung am Beispiel des Diesel-Skandals (Prof. Dr. Markus Pohlmann) thematisiert. Außerdem stellt Prof. Dr. Jale Tosun die Steuerung der Umweltpolitik durch polyzentrische Systeme als neue Regulierungsform vor.
Die an die Vortragspanels anschließenden Diskussionen boten dem Fachpublikum Gelegenheit zu kritischen Fragen und Stellungnahmen. Dabei ermöglichte es die Interdisziplinarität der Veranstaltung, unterschiedliche Aspekte der Verantwortung in den angesprochenen Sachbereichen zu thematisieren. Die Fachvorträge der Referenten werden zusammen mit weiteren Beiträge von Prof. Dr. Seibert-Fohr in einem Sammelband herausgegeben, der 2019 beim Springer Verlag erscheinen wird.
Expertentagung Entgrenzte Verantwortung vom 03.-04. Mai 2018:
Pressemitteilung - Symposium am Internationalen Wissenschaftsforum der Universität Heidelberg - Tagung "Entgrenzte Verantwortung":